Die Denkerin

Arbeitslosigkeit und die ganz kleine Hoffnung – Teil 2

Letzte Woche habe ich euch über die Arbeitslosigkeit an sich berichtet, mit mir als Fallbeispiel. Es ging in chronologischer Reihenfolge um die verschiedensten Jobs, die ich während meiner Berufslaufbahn angenommen habe und weshalb sie mich wieder in die Arbeitslosigkeit geführt haben.

Heute geht es um das Bewerbungsverfahren und die Jobinterviews die dabei geführt werden.

Während ich die Arbeitslosigkeit mit einer Achterbahnfahrt verglichen haben, führe ich euch heute auf dem Rummelplatz der Arbeitgeber, hin zu den interessantesten Spielbuden.

Gerade in die letzen Wochen habe ich mich auf einem Horrortrip befunden, was das Bewerben angeht.* Neben den unzähligen Absagen kommt dann doch mal das ein oder andere Bewerbungsgespräch dabei rum. Immer mit der Angst im Nacken, was die Arbeitgeber über meine Vielzahl an Stellen denken könnten.

Doch stets stelle ich ihnen die selbe Frage: „Was hat Sie dazu bewogen, mich einzuladen?“

Und immer eine ähnliche Antwort: „Weil Sie gut sind, so viele Qualifikationen haben, so viel Erfahrung haben, obwohl Sie noch so jung sind.“

Sogar: “ Vielleicht sind Sie überqualifiziert“, habe ich schon zweimal gehört. Doch das will ich nicht gesagt bekommen. Ich halte mich nicht für überqualifiziert. Ich bewerbe mich doch auf diese und jene Stelle und weiß was ich mir zumute.

Ich suche eine TZ-Stelle, 30 Stunden. Was schon schwer genug ist. Aber ich weiß auch, was ich verdienen will und welchen Wert ich mir über die Jahre erkämpft habe.

In den vergangenen Jahren hatte ich immer ein, maximal zwei Bewerbungsgespräche und wurde dann vom Fleck weg eingestellt.

Dieses Mal, innerhalb von fünf Monaten, hatte ich ganze sechs Gespräche. Zwei verliefen nicht so gut, die anderen aber schon. Trotzdem wurde ich nicht genommen. Warum, wenn ich doch so gut bin?

Aber das Schlimmste daran sind die Spielchen, die einige potentielle Arbeitgeber zwischendurch gerne mit den Bewerbern treiben.

Das Erste nenne ich mal: „Geduldsspiel“. Und darin bin ich wahnsinnig schlecht. Das Ganze funktioniert so: du bist im Gespräch, alles lief bestens und man teilt dir mit, dass man sich bis Tag XY, auf jedenfall bei dir melden wird.

Bis zu jenem Datum bist du auch noch ganz gelassen. Dann kommt das Datum, keiner meldet sich. Einen Tag später meldest du dich, denn du bist ja ein guter Bewerber. Sie entschuldigen sich und bitten dich um noch einen weiteren Tag. Aber auch der vergeht und keine Antwort kommt.

Das andere beliebte Spiel heißt: „Ich will dich, ich will dich nicht“. Das funktioniert zweierlei.

Spieltyp 1: man sagt dir, dass man dich als einzige, als Favoritin, eingeladen hätte, die dich wirklich gerne haben möchten, aber dich trotzdem nicht nehmen, weil sie zu wenig Zeit zum entscheiden haben…. Äh bitte?

Ich schreibe die also nochmal an und sage, dass ich wirklich gerne den Job hätte und wenn die noch ein paar Tage Zeit bräuchten, dann gerne. Eine Antwort bleiben sie mir bis heute schuldig.

Spieltyp 2: man will mich unbedingt, aber die Stelle gibt es noch nicht. Es wird sich bis dann und dann regeln. Der Tag läuft ab, es ist immer noch nichts geregelt. Das geht so fast einen Monat lang. Bis endlich erneut ein Anruf kommt und sie dir endlich ein Angeobt machen. Doch du hast fast nicht mehr damit gerechnet und freust dich nicht, weil du noch auf eine Zusage, einer ganz anderen Firma wartest, die du schon vor drei Tagen hättest bekommen sollen.

Und schon wieder bin ich in der Pattsituation.

Und was ist mit den ganzen Bewerbungen, die man schreibst? Was passiert da mit? Immerhin wurdest du von der jeweiligen Firma registriert, wenn man dir antwortet, dass deine Bewerbung eingegangen sei. Mal von Automatismen abgesehen. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass man deine Bewerbung wirklich gelesen hat. Oft muss man selbst nachhaken, was mit der Bewerbung ist. Wenn man Glück hat, dann antworten sie dir mit einer vorgefertigten Absage, noch mehr Glück heißt: sie sagen, dass die Auswahl dauert und so richtig Erfolg hast du, wenn sie dich einladen. Aber häufig hast du Pech und selbst darauf erhältst du keine Antwort. Also vergiss diese Stelle ganz schnell. Ist auch wie eine Absage. Letztendlich summieren sich mit der Zeit eine Menge Bewerbungsschreiben, die mittlerweile und glücklicherweise per Email verschickt werden können. Das ist für den Verfasser ein ungeheuer Vorteil. Aber der ein oder andere Betrieb wünscht sich ganz oldschool noch eine schriftliche Bewerbung. Du brauchst eine vernünftige Papp-Mappe, ein Bewerberfoto, Anschreiben mit Unterschrift, Lebenslauf, Zeugnisse und Zertifikate. Dann noch die Briefmarke und den Umschlag. Da kommt ganz schön was zusammen, wenn man nicht vorgesorgt hat. Aber das gute alte Arbeitsamt übernimmt ja deine Kosten….von 2 € pro Bewerbung. Naja, so wirklich viel ist das auch nicht.

Manchmal bekommt man bei einer Absage die Unterlagen zurück, die man eventuell im guten Zustand nochmal verwerten kann. Letztendlich ist das ganze Suchen nach Stellen, das Schreiben, sich informieren, so zeitaufwändig, dass im Endeffekt die müde Mark, die man vom Amt erhält, das nicht ausgleichen kann. Aber zumindest du selbst hast das Gefühl, nicht faul rumgesessen und aktiv nach einer Arbeit gesucht zu haben .

Mein Résumé: es ist schon schwer genug, draußen unbeschwert rumzulaufen, obwohl man das Gefühl hat, gerade in der Gesellschaft nix wert zu sein, weil man keinen Job hat. Wenn man dann noch sehnsüchtig auf eine Antwort eines potentiellen Arbeitgebers wartet, ob man die Stelle nun bekommt oder nicht, aber trotz Warten einfach keine Antwort erhält, da fragt man sich allen Ernstes, ob man es heutzutage noch nicht einmal mehr Wert ist, überhaupt wenigstens eine Absage zu bekommen. Dann hätte man zumindest Gewissheit und sitzt nicht auf heißen Kohlen. Das da einem manchmal die Motivation fehlt, ist doch klar!

Doch diese ganz kleine Hoffnung bleibt, dass eines Tages der richtige Arbeitgeber auf einen wartet, der es ernst mit einem meint.

*Nachtrag: inzwischen bin ich wieder in Arbeit.

Wie bereitet ihr euch auf Bewerbungsgespräche vor? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?


Jetzt auch zum Hören: der Herbstmeedchen – Podcast

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